Donnerstag, 9. September 2010

Wenn Pferde aussehen wie Spielzeug

Will ich nicht mit ihnen spielen. Ich gebe es zu, auch ich habe schon ein oder fünf Mal auf dem Rücken des Pferdes gesessen. Es bedeutete für mich nicht das Glück dieser Erde. Immer habe ich es mit gemischten Gefühlen getan. Dachte nebenbei, das arme Ding, es muss das Gewicht eines großen Kerls aushalten.

Auf der anderen Seite kann Reiten erhebende Gefühle auslösen. Das Teamplay mit dem Tier, die hohe und daher aussichtsreiche Sitzposition. Die Kontrolle - die Zügel in der Hand halten, wer hätte das nicht gern: Am Steuer eines Tieres sitzen. Und doch schwangen stets Vorbehalte mit. Nie ganz glücklich, immer ein schlechtes Gewissen.

reiterferien

Ein kleines Pferd kam nie in Frage, je kleiner ein Pferd, desto größer die Belastung des Gewissens. Immer habe ich die dicksten, stämmigsten und höchsten Brocken aus der Stallung gewählt. - Heute sehe ich das Bild dieses Irish Tinker-rassigen Tieres, eine Moderasse, zweifelsohne hübsch, nach allen Kriterien der Ästhetik ein Musterexemplar der Züchtung - der Traum eines jeden von Pferden träumenden Mädchens. Und mir wird mulmig. Ich finde dieses Pferd abscheulich gar.

Weil man darin den Designer Mensch wiederfindet. In diesem Pferd spiegelt sich der Wille eines Menschen wider. So sollst du aussehen, Pferd, damit dich jeder süß findet, die Mädchen und ihre Mütter sich in dich verlieben. Du brauchst Spoiler hier, ein paar Rüschen dort und einen schön dicken Auspuff - würde vielleicht ein Autotuningfreund sagen. Fesselbehang oder Kötenbehang nennt es der Pferdetuner.

Nun weiß ich zufällig, dass Irish Tinker eine durchaus traditionelle, alte Rasse ist. Doch sah das robuste Arbeitspferd durchaus nicht immer so aus, als hätte es ein Disney-Zeichner erfunden. Der ausgeprägte Behang kam im Laufe der Jahre dazu. Dennoch sträubt sich alles in mir beim Anblick dieses Glückes der Erde. Nie wieder werde ich einen Urlaub auf dem Rücken der Pferde austragen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich Reiterferien meinen Kindern vorenthalten dürfen soll. Schließlich hatte ich sie in Österreich als Kind haben dürfen, und ich kann mich wohl an Stolz und Wonne erinnern, wenn man denkt, man hat einen besonderen Freund gefunden, mit dem man durch die Prärie reitet und in Not geratene Frauen rettet.

Zwiespalt nagt an Seelenfrieden und das ohne Anlass. Weder Kind habe ich, noch weiß ich, wenn ich eins hätte, ob's denn gerne reiten täte. Gott, bin ich blöd.

Und zwar meine.

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