Donnerstag, 7. Januar 2010

Kaffee, Musik und Autogas

Eine bestimmte Art von Menschen mag ich nicht. Es gibt sicher auch den einen oder zweiten netten Menschen in der Finanzberaterbranche. Doch wenn ich meine Erfahrungsschatzkiste öffne, schauen mich arrogante, selbstverliebte, egoistische und gierige Finanzberateraugen an. Pauschal kann man sagen, nee, lass mal, wenn so einer anbietet, mit dir ein Bierchen trinken zu gehen und über Gott und die Welt zu palavern. Seine Götter und seine Welt interessieren dich nicht einen einzigen Zinseszins.

Es gibt sicher auch den einen oder zweiten netten Menschen in der Immobilienbranche. Immobilien- und andere Makler ... in ihrer Gegenwart fühle ich mich verklemmt. Ich weiß genau, dass die Wohnung irgendwo einen Haken hat. Aber das kriegt man aus denen nicht herausgefragt. Sie verschweigen. Verschwiegene Menschen sind nur bei speziellen Anlässen gute Menschen: Bei vertraulichen Gesprächen zum Beispiel. Ansonsten kann ich die Verschweiger nicht achten. Nicht einmal für 7% Provision.

Es gibt sicher auch den einen oder zweiten netten Menschen in der Telekommunikationsbranche. T-Punkt-, Netcologne-Punkt- oder Dokom-Punkt-Mitarbeiter. Ahnung haben sie keine. Wenn sie manchmal Ahnung haben, ist es immer nur die halbe. Die andere Hälfte der Ahnung wird nicht gewusst. Die Ahnungslosen- und Halbahnerbranche ist voll von Leuten, die einen Nebenjob in der Telekommunikation ausüben.

Es gibt sicher auch den einen oder zweiten netten Menschen in der Anwaltsbranche. Man hört nicht von solchen zwar, und es hat seinen Grund. All die Idiotenanwälte machen so viel Lärm, dass man kaum zu seiner Ruhe findet. Sie sind wie Schreihälse in einem vollbepackten Bus; man kann ihnen nicht entfliehen, aber überhören auch nicht. Anwälte sind schuld an der Kastration des Menschenverstandes. Ja klar, sagen diese, der Menschenverstand und das Herz gebieten dieses, aber, wenn man den Verstand ausschaltet, dann kann man die Sache auch anders sehen.

Es gibt sicher auch den einen oder zweiten netten Menschen in der Politessenbranche. Eigentlich kann ich mir das aber nicht vorstellen. Man ist seit zwei oder mehr Jahren ohne Job, dann kommt das Arbeitsamt und sagt: Wir haben endlich etwas für Sie. Sie werden Knöllchensheriff. Jeder halbwegs normale Mensch würde diesen Erntehelferjob ablehnen, weil er sich nicht dazu in der Lage sieht, jemanden dafür zu bestrafen, nur, weil sein Auto einen Meter zu weit über die Linie steht. Auch wäre kein Mensch dazu in der Lage, jemandem, der einen beim Knöllchenverteilen erwischt und ihn darum bittet, ausnahmsweise auf die Ausstellung des Strafzettels zu verzichten, diesem Menschen auftrechten Auges diese Bitte zu verweigern. Menschen können so eine Bitte nicht ausschlagen, städtische Ordnungshelfer schon. Jeder hat seinen Preis, diese Menschen verkaufen sich aber weit unter Wert: 3,50 EUR die Stunde + ein paar Groschen Provision.

Achwo, ich hasse sie nicht. Ich mach doch nicht denen ihre Arbeit. Wenn sie Verstand genug haben, hassen sie sich und ihren Job bereits selbst. Ich mag sie nur nicht.

Es gibt sicher auch das eine oder zweite Arschloch unter den Musikern, Kunstfotografen, Kunstmalern und anderen Künstlern (Ausgenommen Schauspieler - diese haben allesamt das fünfte Rad ab). Aber die Arschlöcher, die es dort gibt, sind alle offen. Vielleicht drücke ich mich gerade missverständlich aus ... auch das Verb "ausdrücken" riecht in diesem Zusammenhang nach missglückter Wortwahl ... "riechen" kommt mir nun auch beschissen vor ... Mutter, wo war ich? Achso: Arschlöcher. Sie geben es offen zu, dass sie es sind, wenn sie es sind. Sie ziehen keine Anzüge aus der Kaufhalle an, um ihr inneres Arschloch zu verhüllen. So wie es die Leute aus der Telefinanzmaklerbranche zu tun pflegen. Immer schön gepflegt und ohne Darmausgang. So wie sie sich manchmal benehmen, nehme ich ihnen auch ab, dass sie keinen gesunden Stuhlgang haben.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Mein Stuhlgang ist ausgezeichnet. Da wir gerade bei Gasen sind: Ich fahre ein Autogas betriebenes Auto, und die meisten Musiker, Maler und Schriftsteller, die ich mag, sind tot. Da wäre Johann Sebastian. Da wäre Kurt (Schießtsichtot). Da wäre Ludwig. Da wäre Kurt (Stirbtinschweden). Da wäre René. Ich nenne sie beim Vornamen, da sie mir wie Freunde sind. Außer mit dem Tucholski ihrem Kurt würde ich jedoch mit keinem von ihnen Einen trinken gehen. Sie sind nämlich arrogante, selbstverliebte und egoistische Arschlöcher, die nur aus der Ferne genießbar sind. Echte Arschlochgenießer wissen, was ich meine.

Homage a Piazolla tropft mir in den Kopf, und endlich habe ich eine Liste mit Autogas Tankstellen gefunden, die mir den Autofahreralltag außerhalb meiner Heimathood erleichtern wird. Ach ja, und ich mag Kaffee gut leiden.

Und zwar meine.

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